Logo

Modified: Sonntag, Mai 19, 2013

US RAILS


Seit längerem geistert der Name US RAILS durch die gut informierten Americana-Zirkel links und rechts des Atlantiks. Eine neue kleine Supergroup mit einigen bekannten Singer/Songwritern soll sich an der US-Ostküste zusammengefunden haben und mit ersten Konzerten in den einschlägigen Clubs für Aufmerksamkeit sorgen. Spätestens nach einer kurzen Stippvisite im Dezember 2009 bei der Blue Rose Christmas Party in Hannover steht auch für hiesige Fans fest: Jawohl, US Rails sind ein echtes Pfund, doch es gibt noch keinen Tonträger zu erwerben. Mit dem längst überfälligen Erscheinen des selbstbetitelten Debüts US Rails wird diese Lücke nun endlich geschlossen!

Gleich vier ansonsten eigenständige Künstler (plus Drummer) bilden den musikalischen Verbund von US Rails, man steht damit formal in der Tradition von CSNY bis Traveling Wilburys und ähnlich gelagerter Fälle auf Blue Rose wie die Resentments und Flatlanders aus Texas, ESP (Easton/Stagger/Phillips) oder Hardpan. US Rails sind direkte Erben der Formation 4 Way Street aus Philadelphia. Es handelt sich dabei zunächst um keinen Geringeren als Joseph Parsons. Der sympathische, mittlerweile in Niedersachsen lebende Singer/Songwriter gehört seit 1998 mit 8 eigenen offiziellen Veröffentlichungen sowie Kollaborationen mit Todd Thibaud und dem bereits erwähnten Hardpan-Projekt unbedingt zu einem der ultimativen Eckpfeiler des Blue Rose-Labels. Der Mann mit der warmen, sonoren Stimme, der wie kaum ein anderer den melodischen, sensiblen Folk Rock beherrscht, aber auch und gerade live mitunter richtig zupacken kann, muss nach all seinen Alben und unzähligen Tourneen - besonders auch in unseren Breitengraden - natürlich niemandem mehr vorgestellt werden! Mitte des Jahrzehnts betrieb er neben seiner Solokarriere jene 4 Way Street, die mit ihrem Bandnamen sicher nicht ganz zufällig an das berühmte CSNY-Erfolgsalbum appellierten. Mit dabei waren Ben Arnold, Scott Bricklin und Jim Boggia sowie im erweiterten Kreis Drummer Matt Muir. Während Boggia ausgestiegen ist, um eigenen Ambitionen zu folgen, machen die übrigen nahtlos bei US Rails weiter und holen sich zur Komplettierung ihres Quintetts einen weiteren Eastcoast Rocker hinzu, den es erst vor zwei Jahren nach Austin, Texas verschlagen hat: Tom Gillam, seines Zeichens ebenfalls arrivierter Blue Roser der Güteklasse "A" und einer, der schon oft mit Joseph Parsons zusammen unterwegs war - live und auf Platte.

Der Star ist das Team! Auf ihrem in der Nähe von Paris eingespielten Debütalbum erweisen sich die Fünf als absolut gruppentauglich, ausgeprägte Egotrips finden nicht statt, auch wenn die individuellen Stärken und verschiedenen Charaktere selbstverständlich Stück für Stück leicht zu identifizieren sind, im Songwriting und anhand von völlig unterschiedlichen Leadstimmen. So geben Parsons, Arnold, Bricklin und Gillam bereits im Opener 'My Lucky Stars', gleichzeitig eine Art Erkennungslied der Band, ihre gesangliche Visitenkarte ab - jeder bekommt eine Strophe, um dann im Refrain auf harmonieträchtige Weise zusammenzutreffen. Welch ein Hors D'Oeuvre für eine durchweg tolle Platte mit insgesamt 14 Tracks, darunter einigen von Soloscheiben bekannten Nummern in neuen US Rails-Arrangements, extra für dieses Projekt geschriebenen Kompositionen und einer fantastischen Coverversion zum fulminanten Ende, die - denkt man an hochentwickelte Folk Rock-Harmonien und erinnert sich an den 4 Way Street-Querverweis - nur von einer Quelle stammen kann: Crosby, Stills & Nash. Es ist der Klassiker 'Suite: Judy Blue Eyes' von Stephen Stills!

Bis dahin gibt es reichlich Folk & Roots Rock, Americana, Gitarrenrock, Harmonieballaden und komplexen Rock mit Slide Guitar. Tom Gillam's 'Simple Plan', 'Shine Your Light' und 'Ready To Begin' sowie Joseph Parsons' 'Sun Gonna Shine', 'Burning Fire' und 'Brown Me In The Sun' kommen dabei auf dem hohen Niveau, das man von den beiden Blue Rose-Acts gewohnt ist. Vielleicht sind es aber gerade die Stücke der bei uns noch Unbekannteren, Ben Arnold und Scott Bricklin, die bei US Rails Salz und Pfeffer in die Americana-Suppe streuen. Ben Arnold spielt Keyboards (Klavier, E-Piano, Orgel) und Gitarren, hat sicher die markanteste, weil "rostigste" Stimme und brilliert hier mit solchen Songperlen wie 'Rainwater' und 'The New Goldrush'. Seit 1995 bringt er eigene CDs heraus, zuletzt wurde er - übrigens zusammen mit US Rails-Drummer Matt Muir - bei den Indie Pop/Rockern Pistol For Ringo gesichtet. Multiinstrumentalist, Produzent, Recording Engineer, Sänger und Songwriter Scott Bricklin hat ebenfalls bereits eine lange Karriere hinter sich: Mit seinem Bruder Brian spielte er in der 80er Kultband Bricklin, dann bei Martin's Dam, tourte viel mit Joseph Parsons, begleitete die Figgs und Graham Parker, lebt seit ein paar Jahren in Paris. Bei US Rails ist er hauptamtlich am Bass zu hören und als Sänger seiner Stücke, z.B. 'Spell' und 'Good TImes'.


http://theusrails.com/tour


youtube:

Lucky Stars

Barbed Wire